Ultras

Ultras sind besonders fanatische Anhänger einer Mannschaft. Am bekanntesten sind wohl die Ultras der verschiedenen Fußballmannschaften. Natürlich gibt es auch Ultras bei anderen Sportarten. In der Regel fühlen sie sich als die „wahren Fans“. Bei vielen Vereinen haben die Ultras einen besonderen Status. Sie sorgen auch für besondere Aktionen während einer Sportveranstaltung. Beispielsweise haben die Ultragemeinschaften von Mainz 05 während eines Fußballspiels mit einem Regenbogenbanner gegen die Ausgrenzung von Homosexuellen im Sport protestiert.

Die meisten Ultra-Gruppen sind hierarchisch strukturiert. Sie können Vertreter haben, die im Namen der Gruppe mit dem Verein, den sie unterstützen, kommunizieren. Sie erhalten zum Beispiel Zugang zu Lagerräumen, um Fahnen oder Banner für die Spiele vorzubereiten. Sie bekommen oft auch die Möglichkeit, neben dem regulären Verkauf, bereits im Vorfeld ein gewisses Kontingent an Eintrittskarten für Auswärtsspiele zu bekommen.

Fakten

Die Ultra-Bewegung hat ihre Wurzeln in Italien. Fans von Fußballvereinen gab es natürlich schon immer. Eine Organisation der Fans, wie bei den Ultra-Gruppierungen üblich, kam dann in den 1950er und 1960er Jahren auf. Es schlossen sich erstmals „fußballverrückte“ Jugendliche in Gruppen zusammen, um ihre Mannschaft bestmöglich immer und überall zu unterstützen. Wie es zu dem Namen der „Ultras“ kam, ist nicht genau klar. Angeblich geht er auf eine italienische Zeitung zurück, die Anhänger des AC Torino als „Ultra“ bezeichneten, nachdem sie nach einer 2:3 Niederlage einen der Schiedsrichter des Spiels bis zum Flughafen verfolgten. Eine andere Version bezieht sich auf den lateinischen Ursprung des Wortes „ultra“. Wenn man das Wort ins Deutsche übersetzt, bedeutet es "darüber hinaus". Also ein Fan, der für seine Mannschaft mehr als alles gibt.

Ultras haben einen Anheizer, der für die akustische Unterstützung bei Sportveranstaltungen zuständig ist. Dieser sogenannte Capo (von italienisch "il capo" für Haupt oder Anführer) koordiniert mittels Megaphon die Fangesänge. Unterstützt wird er durch andere Mitglieder der Gruppe, die die Gesänge mit Trommeln rhythmisch untermalen.

Daneben legen Ultras auch viel Wert auf optische Hilfsmittel. Genutzt werden gerne sogenannte bengalische Feuer oder Fahnenmeere. Außerdem kreieren, finanzieren und organisieren die Ultras farbige Choreografien. Bei diesen Choreographien bereiten die Ultras Materialien vor, die zu Spielbeginn alle Zuschauer (auch Nicht-Ultras) eines Stadionbereiches bekommen. Zu einem besonderen Zeitpunkt wird die Choreographie dann, z. B. durch gleichzeitiges Hochhalten eines großflächigen Vereinswappens, umgesetzt. Oft werden auch Überrollfahnen oder Wurfrollen verwendet. Grundsätzlich wird die Unterstützung durch Sponsoren oder Vereine strikt abgelehnt. Ultras finanzieren sich durch eigene Mitgliedsbeiträge und durch den Verkauf von selbstkreierten Fanartikeln.

Ultras beanspruchen für sich, die einzigen „wahren“ Fans zu sein. Da es keine/kaum andere strukturierte und organisierte Fanzusammenschlüsse gibt, nehmen sie auch schon optisch eine dominierende Rolle ein. Das daraus manchmal resultierende Missverständnis, die Ultras hätten einen Alleinvertretungsanspruch der Fankurve und Befehlsgewalt über den Fanblock, führt immer wieder zu Konflikten zwischen Ultras und unorganisierten Fans.

Auch bei den Ultras gibt es Menschen, die neben dem Interesse für Sport, die Veranstaltungen dazu nutzen, Gewalt auszuleben. Wenn es dabei zu körperlichen Angriffen, Diebstählen von Fanmaterial wie Fahnen oder Schals oder der Einschüchterung von Nicht-Ultras kommt, bringt das natürlich eine schlechte Presse mit sich. Daneben ernten Ultras auch Kritik für das Abbrennen von Pyrotechnik (Feuerwerkskörper, bengalische Feuer etc.), das in Deutschland wegen der Gefahr für unbeteiligte Umstehende verboten ist und entsprechend verfolgt wird.

Bei Hooligans steht die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Gruppen im Vordergrund. Sie sehen in den Fußballspielen nur einen Anlass, sich zu prügeln. Bei den Ultras steht der Sport im Vordergrund. Wie überall gibt es natürlich auch hier einzelne Gruppen, die Schlägereien und Krawalle als ein akzeptiertes Mittel zur Durchsetzung von Faninteressen und der Auseinandersetzung mit gegnerischen Fan-Gruppen sehen. Andere Ultras hingegen distanzieren sich von Gewalt.

Ultras und Hooligans legen großen Wert auf den Gruppenzusammenhalt. Dieser reicht über die Veranstaltungen hinaus auch ins Privatleben.

Betroffene und Beteiligte

Vielleicht ist dir beim letzten Stadionbesuch der Fanblock mit den großen Fahnen, Bannern und organisierten Trommlern und Fangesängen aufgefallen. Dabei dürfte es sich in den meisten Fällen um die Ultra-Gruppierung des Fußballclubs handeln.

Wenn du von ihnen beleidigt, um deine Fanartikel bestohlen oder gar gewalttätig angegangen wurdest, stelle Anzeige bei der Polizei. Dieses Verhalten ist nicht in Ordnung und ist weder von Ultras noch von anderen Personen zu tolerieren.

Bei den Ultras handelt es sich um eine Gemeinschaft von Fußballfans, die bedingungslos den eigenen Verein unterstützen. Die Mitglieder stehen sich auch untereinander bei und sind stolz, der Gruppierung anzugehören. Dabei gibt es auch Fan-Solidaritäten unter Anhängern verschiedener Vereine. 

Einige Ultra-Gruppierungen distanzieren sich öffentlich vom Abrennen von Pyrotechnik im Stadion.

Wenn du einer Ultra-Gruppierung angehörst, dann achte darauf, dass ihr euch im legalen Rahmen bewegt und z. B. keine bengalischen Feuer anzündet, keine gegnerischen oder andere Fans bestehlt, belästigt oder gewalttätig angeht. Wenn deine Ultra-Gruppierung dies nicht einhält, solltest du dich von dieser distanzieren, um keinen Ärger mit Polizei und Justiz zu bekommen.

Eure Fragen zum Thema

Ja, auch wenn ich mich mit einem anderen Fan prügle, ist das eine Körperverletzung.

Bei Kampfsportarten wie Boxen oder bei Mannschaftssportarten wie Fußball sind Körperverletzungen praktisch unvermeidlich. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die Sportler zugestimmt haben, möglicherweise verletzt zu werden. Eine fahrlässige Körperverletzung ist bei diesen Sportarten dann nicht strafbar, wenn sie trotz Einhaltung der Spielregeln geschehen ist. Nach § 228 StGB ist sie jedoch rechtswidrig, wenn sie trotz Einwilligung der Teilnehmer gegen die guten Sitten verstößt, also sittenwidrig ist.

Schlägereien sind mit sportlichen Wettkämpfen, bei denen alle Beteiligten wissen, was sie erwartet, nicht vergleichbar. Gruppenschlägereien sind grundsätzlich sittenwidrig und somit nicht erlaubt, weil "Spielregeln" fehlen. Bei einer Schlägerei entsteht in der Regel eine Gruppendynamik, die zu einer großen Lebens- und Verletzungsgefahr der Kontrahenten führen kann. Deshalb stellt das Gesetz schon die bloße Beteiligung an einer Schlägerei (§ 231 StGB) unter Strafe. Da die Polizei nicht nur den Auftrag hat, Straftaten zu verhindern, sondern auch, das Leben und die körperliche Unversehrtheit aller Menschen zu schützen, kann sie auch bei verabredeten Schlägereien nicht wegsehen, sondern muss die Entstehung solcher Auseinandersetzungen bereits im Vorfeld unterbinden.

Die Mitgliedschaft in einer Ultragruppierung ist grundsätzlich nicht strafbar. Eine Mitgliedschaft in einer Ultragruppierung wäre verboten, wenn diese Gruppe als "Kriminelle Vereinigung" eingeordnet worden ist. Allgemein ist es so, dass jeder Fan das Recht hat, sich mit seinem Verein auf die Art zu identifizieren, die er für richtig ansieht. Natürlich heißt das nicht, dass auch jedes Verhalten, auch einzelner Ultras, rechtlich in Ordnung ist. Wenn z. B. Bengalos im Stadion gezündet werden oder aus einer Gruppe heraus andere Fans angegriffen werden, kann dies eine Straftat sein. Allerdings wäre es egal, ob die beiden beispielhaft genannten Fälle von einem "normalen" Fan oder einem Ultra begangen werden würden.

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